Berichte aus der Werkstatt: FO HGe 4/4′ Teil 4

Text+Fotos: Walter Bernet

Das Dach mit seinen Positionen

Hauptsächlich besteht das Dach einer Original E-Lok durch folgende Teile: Dachblech, zwei Pantografen, Scherenstromabnehmer oder auch einfach Panto genannt. Eventuell Widerstände zum Bremsen sowie diverse Isolatoren plus Hauptschalter und Trennmesser. Je links und rechts sind Laufstege für Inspektionen und Arbeiten.

Bei meinem Modell besteht das Dachblech aus 1,5mm dickem Aluminium und wurde anhand Zeichnung, inklusive Löcher und notwendigen Öffnungen für Unterhaltsarbeiten, gelasert. Die diversen Rundungen und Radien wurden durch verschrauben mit Rippen korrigiert und in Form gebracht. Es passt satt auf das Lok-Gehäuse und ist mit diesem über 2 Rändelschrauben im Inneren des Widerstandsgehäuse, unsichtbar, verschraubt.

Stromabnehmer

Die Stromabnehmer (einzeln schaltbar) können mittels Federkraft und Druckluft wie beim Original gehoben werden und bestehen aus dem Hauptrahmen und dem Panto-Gehäusekasten, Der Hauptrahmen (mit dem Dach verschraubt) trägt das Gehäuse und die beweglichen Arme.

Im Gehäuse eingebaut ist der kleinste, von Festo erhältliche Zug-Zylinder, so abgeändert das er in das Gehäuse des Stromabnehmers passt und mit je einem verstellbaren Druckminderventil versehen um die Druckluftgeschwindigkeit und somit das Heben und Senken des Panto einstellen zu können. Zugfedern als Normteile wobei eine davon Fest und die andere zwischen Zylinder und Hubgetriebe verstellbar eingebaut ist. Synchron Stangen bezwecken, dass beide unteren Armen synchron sich heben.

Zeichnung Antrieb Stromabnehmer
Umsetzung am Modell
Funktioniert!

Die beweglichen Wellen der Hub Arme sind mit Miniatur Kugellager im Grundrahmen der Stromabnehmer gelagert um keine unnötigen Reibverluste zu haben. Die Hub Arme sind mittels Gabel und Laschen verbunden. Die Unteren sind aus Alu Flach gedreht und die oberen bestehen aus Alu-Rohr. Die oberen Arme haben diagonal eine Verbindung zu einander um die Stabilität zu erhöhen und seitliches ausscheren zu vermeiden.

Das Schleifstück besteht aus 2 Teilen. Der untere Teil ist durch Federn mit den oberen Armen verbunden und hält das Schleifstück zentrisch in der Waagerechten. Das obere Teil ist leicht gebogen, weich auf das Untere gelötet und an beiden Enden mit 45° Winkeln abgeschrägt. Die Druckluft wird beim Original via Gummischlauch zugeführt und beim Modell habe ich 3mm Festo Schlauch verwendet.

Wissenswertes:

Bei diesen Maschinen sind im Betrieb immer die in Fahrtrichtung vorn liegenden Stromabnehmer angehoben im Gegensatz zu den meisten anderen Loks, weil die Möglichkeit besteht unbeobachtet auf die Vorbauten zu steigen und so dem Stromabnehmer sehr nahe zu kommen. Der in Fahrtrichtung vorne liegende aber ist durch den Lokführer einsehbar und somit nicht als gefährlich einzustufen. Auch habe ich erfahren, dass der nicht angehobene Pantograf automatisch mittels Trennmesser von den Dachleitungen getrennt ist und somit durch diesen keine Gefahr besteht.

Trennmesser offen
Trennmesser geschlossen

Widerstandsgehäuse:

Da ich keine Widerstände wie das Original zum Bremsen brauche, habe ich diesen Platz zum Lagern der Fernsteuerung vorgesehen. Der Deckel ist verschliessbar und somit auch gegen fremdfahren gesichert. Zudem sind Schlitze links und rechts in diesem Gehäuse so dass die eventuell warme Luft von den Akkus her, mit der Umgebungsluft zirkulieren kann.

Um die Fernsteuerung und auch das Handy zu laden, ist ein Anschluss für USB-Stecker eingebaut welcher vom 12V Nebengeräte-Akku gespiesen wird.

Zudem sind auch die Luftleitungen und Absperrhähne für die beiden Panto in diesem Gehäuse eingebaut um einen besseren Zugang zu haben.

Innenraum Widerstandsgehäuse mit 12V Anschluss
hier mit eingelegter Fernbedienung

Dachleitungen und Isolatoren:

Die Isolatoren sind aus «Resofil» (Hartgewebe 2082 Kunststoff) gefertigt. Dieser Kunststoff ist gut zu bearbeiten und danach auch gut mit Farbe zu behandeln.

Um die gesamten Dachleitungen, Schalter etc. zu fertigen hatte ich zuerst zu wenig Informationen. Bei einem Besuch von Kollegen, das Dach fast im Endzustand, war dann aber Schluss mit meinen Annahmen. Heinz, ehemaliger Lokführer bei der FO informierte mich genau darüber und lies mir Pläne sowie viele Fotos zukommen um meine Dachpartie nun richtig zu stellen. Danke Heinz!

Links und rechts sind Laufstege vorhanden welche ich aus Kontrastgründen mit Holzlasur gestrichen habe. Die Holzbretter sind auf die Alu-Stege aufgeklebt.

Um auf das Dach zu gelangen ist auf dem Führerstand Seite 1, Links der Türe, eine Klappleiter vorhanden. Im Original wurde durch das ausschwenken der Leiter automatisch ein Ventil betätigt und dadurch der Panto eingefahren um gegen Stromschlag geschützt zu sein. Im Modell war mir das aber zu viel des Guten! Zudem muss die Türe gut zugänglich sein, weil dahinter noch einige wichtige Schalter zugänglich sein werden müssen. Da die Leiter sehr filigran gearbeitet ist hoffe ich, dass sie auch noch nach dem Farbspritzen herausgeklappt werden kann.

Ausklappbare Leiter

Farbe kommt ins Spiel

Das Dachblech wurde mit Grundierfarbe in Grau gespritzt und danach wie alle anderen Metall-Teile des Daches mit Weissaluminium, RAL 9006, gespritzt. Die Dachleitungen sind Signalrot, RAL 3001 und die Isolatoren in Signalbraun, RAL 8002, gehalten.

Das Lokgehäuse wurde während der Dacharbeiten zum Autolackierer gebracht. Aussen muss es Karminrot, RAL 3002 gespritzt werden. Führerstände innen werden RAL 6011, Resedagrün sein. (wir sagen auch Maschinengrün, weil früher alle Maschinen mit diesem Grün gespritzt waren). Maschinenhaus innen soll RAL 7030, wie auch beim Original, gespritzt sein.

Da ich kein guter Maler bin und eigentlich auch kein grosses Interesse daran habe, bringe ich jede Lok zum Autolackierer, weil das alles nur zu gut gesehen werden wird und Klekse oder Tränen nicht wirklich auf die Modelle gehören.

Pfeil zeigt wie beim Original nach oben

Führerstand Seite 2 der Loknummer 33. Der Starkstrompfeil zeigt nach oben wie beim Original!! Der Scheibenwischer läuft zwar nicht aber hat eine Gummileiste aufgeklebt um die Scheiben nicht zu verkratzen. Die Türe kann geöffnet werden für die Bedienung einiger Schalter.

äusserlich fertig!

Die äusserlich fertige Lok, bevor sie an der öffentlichen Börse beim MECE-Einsiedeln ausgestellt wurde. Die Börse findet jedes Jahr im März in Einsiedeln statt. Um diese aber etwas interessanter zu gestalten, ist jedes Jahr ein Thema vorhanden wo Modelle, Module und andere eisenbahntechnische Sachen bestaunt werden können. Da in unserem Klub aber auch eine Abteilung Gartenbahn mitsamt einer grossen und schönen Anlage vorhanden ist, werden auch immer Modelle welche im Winter in den eigenen Räumen gebaut worden sind, ausgestellt.

Der letzte Teil über die Inbetriebnahme der Lok sollte Ende Mai 2023 fertig sein.