Berichte aus der Werkstatt Nr. 15: Beat Trinkler

Meine Werkstatt ist im Nachbarhaus untergebracht, in dem ich aufgewachsen bin.
Seit Jahr und Tag verbringe ich nach einem Auslandeinsatz, mehr oder weniger meine Freizeit mit kleineren oder grösseren Reparaturen / Revisionen von Motorrädern oder seit der Mitgliedschaft beim MECE mit Reparaturen von beispielsweise Bahnhofs-Glocken, Dampfmaschinen oder Dampfloks, die mehrheitlich Eigentum des Vereins sind.

Gross ist die Werkstatt nicht, mit 2.3 Meter mal 3.1 Meter ist die Werkstatt etwas mehr als 7 Quadratmeter, und im Grunde genommen, reicht das für mich aus. Der Vorteil einer kleinen Werkstatt ist, dass man anstehende Projekte möglichst schnell zu Ende führt, bevor man mit einem Neuen beginnen kann.

In der Werkstatt findet man verschiedene Bearbeitung-Maschinen, wie ein kleiner Spannzangen-Drehbank von 1912 mit Flach-Riemen und eine Ständerbohrmaschine von 1953. (Für die Reparaturen reicht es noch immer aus und die Präzision ist gewährleistet).

Viel Platz gibt es nicht
Auf der kleinen Werkbank wartet bereits das nächste Projekt


Dabei darf ich, den alten Küchentisch, von meiner Urgrossmutter nicht vergessen zu erwähnen, der in der Waschküche steht. Der Tisch hat vor langer Zeit ein neues Tisch Blatt bekommen und hat deshalb eine Doppel-Funktion, als Ausstellungs- und Ablage-Tisch. Beim Öffnen der Kellertür, ist der Küchentisch das erste was man sieht und da stehen immer ein paar Objekte, die eine Reparatur oder eine Revision benötigen. Ab und zu kommt es auch vor, dass die Waschküche zur Werkstatt umfunktioniert wird, denn der Platz in der Werkstatt reicht nicht immer aus.

Tisch der Urgrossmutter leistet noch immer gute Dienste – Projekte warten auf die Reparatur

Reparatur Stehkessel mit Dampfmaschine

Vor ca. 3 Wochen stand das Projekt Stehkessel auf dem Programm. Der Stehkessel und die Dampfmaschine ist ein Eigentum unseres Vereines. Wie und wann der Steh-Kessel mit der Dampfmaschine den Weg zu unserem Verein gefunden hat, einzieht sich meiner Kenntnis. Viel vernommen davon habe ich schon, jedoch bis zu diesem Zeitpunkt habe ich die Einheit noch nie gesehen.

Es läuft eigentlich immer nach dem Schema ab: Da ist ein Objekt, ein paar Karton schachteln mit Teilen, das war es. Nun beginnt das Rätsel raten. Bei genauerem betrachten und reinigen, bekommt man den ersten Eindruck und der heisst eigentlich Schrottplatz………. oder doch noch nicht?

Stehkessel ungefähr Baujahr 1977
Die Stuart-Dampfmaschine trägt eine Plakette der Lehrwerkstatt Mützelfeldtwerft



Die Dampfmaschine kann man noch knapp drehen. Da kommt der Reinigungspray, plus 2 dl Motoren Öl zum Einsatz. Zerlegen, Reinigen, schmieren und so schnell wie möglich wieder zusammenbauen lautet die Devise. Nach ein paar Stunden schrauben, sieht die Welt doch schon viel besser aus. Nach einer weiteren halben Stunde, dreht die Stuart Dampfmaschine mit Pressluft wieder.

Jedoch der genietete Steh-Kessel…… Die Gewinde sind zum Teil weggerostet. Die Dichtungen der Hähne sind nach einer Dichtheit-Prüfung zu ersetzen. Das Glas der Wasserstandsanzeige muss ersetzt werden etc.

Das ist so ziemlich meine «Welt».


Nach etlichen Stunden Arbeit, ist es dann soweit und der erste Drucktest des Dampfkessels kann durchgeführt werden, nachdem der Kessel mit Wasser gefüllt ist. Mit Pressluft wird nachgeholfen, damit der Kessel auf 50 psi (ca. 4 Bar) gebracht werden kann. Verschiedene Verschraubungen müssen nachgezogen oder abgedichtet werden, die Zwischenbilanz zeigt, dass der Kessel immer noch dicht ist.

Der nächste Schritt war der Anruf zu Rolf Gienger. Rolf hat, das richtige Werkzeug damit der Kessel bis auf 12 Bar abgepresst werden kann. Die Antwort von Rolf war umgehend: “am Freitagabend 5 Uhr ue cho”. Kessel, Dampfmaschine und Rahmen in das Auto verladen, möglichst schnell zu Rolf zur Druckprüfung. Erstaunlicherweise hat der Stehkessel auf Anhieb die 12 Bar überstanden und somit wurde in Anwesenheit von unserem Präsident Roger Hungerbühler, der diesen Meilenstein miterleben wollte, entschieden “EINHEIZEN!”

Zuerst mit Holzkohle, dann mit Steinkohle und nachdem die Nadel am Manometer 50 psi hochgeklettert ist, wurde die Dampfmaschine in Betrieb genommen. Die Dampfmaschine beginnt zu drehen und Freude herrscht! Es war ein Abend, der einfach nur Freude bereitet hat und er war völlig ungeplant.
 
Nach dem Testlauf gibt noch verschiedene Restpunkte zu beheben wie Speisepumpe etc. Ein Feuerfester Rahmen steht als nächstes auf dem Programm.

Präsidiale Aufsicht beim Einfeuern
alles läuft wieder – gute Arbeit!

In Zukunft, kann der Stehkessel mit der Dampfmaschine in der Blatten wieder befeuert und bestaunt werden.


Das aktuelle Projekt ist jetzt die «DIXIE» und sicher wird mir die Arbeit nicht ausgehen, in der Blatten gibt es noch viele kleine und grössere Projekte.

Mit freundlichem Heizer-Gruss
Beat Trinkler

Bilder+Text: Beat Trinkler, März 2021

Zur Serie Werkstattberichte:

In einer losen Serie berichten wir über die Arbeiten in den Werkstätten/Hobby-Räumen unserer Clubmitglieder. Es ist dem Vorstand ein Anliegen, dass in der Corona-Zeit, wo man sich nicht oft sieht und man seine Kontakte einschränkt, wir uns trotzdem über unser Hobby austauschen.

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Weitere Werkstattberichte: